»Alle Fotografien sind eine Art Reise und ein Ausdruck von Abwesenheit. […] Das Foto definiert eine Abwesenheit. Auch wenn es zehn Jahre alt ist, das macht nichts aus. Es bewahrt, es hält den leeren Raum offen, den die Abwesenheit des Abgebildeten eines Tages hoffentlich wieder füllen wird.« — John Berger
Hier und doch auch nicht. Mittelpunkt der Abschlussarbeit von Samuel Solazzo stellt das Dazwischen, ein Gefühl von An und Abwesenheit, dar. Im Speziellen ist Samuel’s Großvater Stefano Vito Aldo Solazzo, welcher als Gastarbeiter zu Beginn der 1960er Jahre aus Italien nach Deutschland kam, Thema der Arbeit. Vor mittlerweile 22 Jahren verstarb er im Alter von nur 51 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt war sein Enkel gerade einmal vier Jahre alt. Außer einer vagen Vorstellung, welche sich aus Erzählungen sowie Fotografien zusammensetzt, besitzt Samuel keine greifbaren Erinnerungen an ihn. Die Arbeit soll einen Annäherungsversuch an Samuel’s Großvater als Person, seine ihm fremden Wurzeln zu dessen Herkunftsland und seine ganz persönliche Familiengeschichte darstellen. Gleichzeitig steht der Weg seines Großvaters repräsentativ für die Geschichte einer ganzen Generation von Gastarbeitern. Menschen, welche ihre alte Heimat, Freunde und Familie zurückließen, um in einem fremden Land Arbeit und vielleicht auch eine bessere Zukunft zu finden. Begleitet wurden sie von Sehnsüchten und Träumen, Konflikten und innerer Zerrissenheit sowie dem Gefühl, zwar in zwei verschiedenen Kulturen zu leben, aber in keiner von beiden wirklich angekommen noch zu Hause zu sein.
Die Arbeit setzt sich aus Fotografien, Collagen, einem Siebdruck, einer Cyanotypie sowie gefundenen Bildern, Dokumenten, persönlichen Gegenständen und Familienfotos zusammen.